STRAFJUSTIZ IN EUROPA
Dokumentation, Analyse, Projekte und Daten nach Thema.
Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten ist das Thema Strafe und Strafvollzug in den meisten europäischen Ländern wenig politisch/politisiert. Es herrscht die Annahme vor, dass Strafrechtssysteme neutral, fair und effektiv seien, dass sie nicht nach ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht differenzieren und dass sie nicht übermäßig bestrafen. Solche unkritischen Ansichten verschleiern jedoch sowohl die Folgeschäden von Bestrafung als auch potenzielle alternative Gesellschaftsbilder. Die Realität ist, dass Menschen in ganz Europa viel zu oft zu Geldstrafen verurteilt, in Untersuchungshaft genommen, ins Gefängnis gesteckt oder anderweitig staatlicher und justizieller Kontrolle unterworfen werden. Diese Maßnahmen treffen in unverhältnismäßiger Weise rassifizierte Menschen und Communities, Menschen mit geringem Einkommen, Migrant*innen und andere Gruppen, die nicht der Mehrheitsbevölkerung angehören.
Wie in Europa bestraft wird, wird in einigen Ländern von der jeweiligen Kolonialgeschichte beeinflusst sowie heute in ganz Europa von wirtschaftlichen Strukturen und der "Pushback-Politik" bestimmt. Letzteres fasst zusammen, wie Europa seine Außengrenzen kontrolliert und wie eine ausgrenzende Definition dessen, was es bedeutet, Europäer*in zu sein, verstärkt wird.
Justice Collective setzt sich für eine Veränderung dieser bisherigen Realität ein.
Dieser rechtlicher Leitfaden für Prozessbeobachtungen – erstellt in Zusammenarbeit mit der Law Clinic “Praxis der Strafverteidigung” der Freien Universität Berlin – begleitet euch Schritt für Schritt durch den Gerichtsprozess. Dabei ist das Toolkit mehr als nur ein praktisches Werkzeug – es ist eine Einladung, Prozessbeobachtung als Form des Aktivismus zu nutzen.